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Die weiße Katzengöttin

Aktualisiert: 7. Mai

Wie innere Bilder helfen können, alte Ängste zu heilen


Was tun, wenn die Nacht zur Bedrohung wird?

Viele Menschen kennen das Gefühl: Man ist müde, liegt im Bett – und doch will der Schlaf einfach nicht kommen. Stattdessen kreisen Gedanken, alte Erinnerungen tauchen auf, manchmal sogar Ängste, die längst vergessen schienen. So ging es auch Mareia, einer jungen Frau, die wegen Schlafproblemen den Weg in die psychotherapeutische Praxis fand.


Kindheitsangst im Erwachsenenbett

Was zunächst wie ein klassisches Einschlafproblem aussah, entpuppte sich im Verlauf des Gesprächs als tieferliegende Angstprägung aus der Kindheit. Mareia erinnerte sich an einen „Kettenbrief“, der mit einem gruseligen Bild der Internetfigur „Momo“ verbunden war. Sie war damals erst acht Jahre alt – und zutiefst verstört. Der Schock hatte sich in ihr festgesetzt, wie ein unsichtbarer Schatten. Obwohl sie wusste, dass es nur ein Fake war, blieb das Bild im Kopf, begleitet von der ständigen Angst, im Dunkeln etwas Gefährliches könne geschehen.


Die Angstzentrale vergisst nicht

Was viele nicht wissen: Das Gehirn – genauer gesagt die Amygdala, unser emotionales Frühwarnsystem – speichert solche Erlebnisse extrem dauerhaft. Auch wenn der Verstand längst sagt: „Es war nicht echt“, kann der Körper Jahre später noch in Alarmbereitschaft schalten. Und genau das passierte bei Mareia: Der Körper ruhte, aber der Geist blieb wach, das Einschlafen wurde zur Qual.


Eine Katze gegen die Angst

Die Wende kam durch eine ungewöhnliche Intervention: die Kraft der inneren Bilder. In der Sitzung entwickelte Mareia gemeinsam mit ihrer Therapeutin eine neue innere Figur – eine weiße Katze mit einer Lilie auf der Stirn. Dieses liebevolle, ruhige Tier wurde zur persönlichen Schutzgöttin, die sie nun beim Einschlafen begleitet. Die „Fratze“ aus dem Kettenbrief wurde transformiert, aufgelöst, ersetzt durch ein Symbol der Geborgenheit.


Solche imaginierten Schutzfiguren sind keine Esoterik, sondern tief wirksam – besonders, wenn alte Ängste aus Zeiten stammen, in denen rationale Beruhigung allein nicht ausreicht. Bilder, Farben, Symbole – sie sprechen direkt mit unserem emotionalen Gehirn.



Licht in der Dunkelheit

Begleitend dazu kamen weitere Elemente zum Einsatz: Affirmationen, kleine LED-Lichter im Zimmer, gestaltete Wände mit Herzen und Blumen – all das diente dazu, den Raum wieder zu einem sicheren Ort zu machen. Die Angst wurde nicht verdrängt, sondern liebevoll verwandelt.


Von der Last zur Kraft

Das Gespräch offenbarte noch etwas anderes: Mareia ist eine hoch sensible, feinsinnige junge Frau, deren Denkweise nicht „zu viel“ ist, sondern eine Fähigkeit, die noch keine gute Steuerung gelernt hat. Nicht das Denken ist das Problem – sondern die fehlenden Werkzeuge, damit umzugehen. Indem sie lernte, ihre Vorstellungskraft aktiv zu nutzen, übernahm sie Stück für Stück wieder die Kontrolle über ihre nächtliche Innenwelt.


Fazit: Heilung beginnt im Inneren

Mareia hat erfahren, dass es möglich ist, alte Bilder loszulassen – nicht durch Kampf, sondern durch Wandlung. In jedem von uns steckt die Kraft, neue, stärkende Bilder zu erschaffen, die uns begleiten, trösten und schützen können. Gerade dann, wenn Worte allein nicht ausreichen, sind es oft die inneren Symbole, die den Weg aus der Angst weisen.


Denn manchmal braucht es nur eine weiße Katze mit einer Lilie auf der Stirn, um in der Nacht wieder ruhig atmen zu können.

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