Inquiry als Methode: Zuhören mit dem Körper
- Thomas Laggner
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
🎯 Ziel:
Teilnehmer:innen lernen Inquiry als eine achtsame, mitfühlende Form der Selbsterkundung kennen, bei der die eigene Erfahrung im gegenwärtigen Moment erforscht wird – ohne Ziel, ohne Analyse, ohne Lösungsidee.

🧩 1. Praxisbeispiel Noor – Analyse & Diskussion
Noor beschreibt, dass sie bei der Berührung ihres Herzens in der Meditation plötzlich begann zu weinen, ohne genau zu wissen, warum. Die Inquiry-Leiterin fragt nur:„Was spürst du jetzt – ganz genau?“„Welche Empfindung ist am deutlichsten?“„Wenn du diesem Empfinden einen Klang geben würdest – wie klingt es?“
Beobachtung:
Kein Deuten, kein Beraten, kein „Heilen“
Fokus liegt ganz auf dem Erleben im Körper
Raum entsteht – nicht um „etwas zu lösen“, sondern um da zu bleiben mit dem, was sich zeigt
🧘 2. Was ist Inquiry – und was ist es nicht?
📘 Inquiry ist:
eine achtsame, verkörperte Innenschau
ein Dialog mit sich selbst (laut oder leise), begleitet von einem anderen Menschen
ein Raum für Wahrnehmen & Benennen von Empfindungen, Gefühlen, inneren Bildern – ohne Bewertung
oft aus dem MSC-/MBSR-/Achtsamkeitstraining bekannt
❌ Inquiry ist nicht:
Beratung oder Coaching
Problemlösen oder Reframing
Analyse oder Interpretation
„Gespräch“, sondern „Spiegel“
🧠 Inquiry wird hilfreich, wenn…
🟢 Haltung | 🔴 Fehlerquelle |
Präsenz & Nicht-Wissen | Deuten, Diagnostizieren |
Achtsamkeit im Jetzt | Lösungen suchen |
Fragen aus dem Körper heraus | Fragen mit Agenda |
👂 3. Mini-Übung: Mitfühlendes Zuhören in Dreiergruppen
🔧 Setting:
Dreiergruppen (A, B, C)
5 Minuten pro Rolle, dann Wechsel (ca. 20 Minuten total)
Rolle | Aufgabe |
A = Sprecher:in | Teilt spontan ein aktuelles Thema oder Gefühl (nichts Dramatisches nötig). |
B = Zuhörer:in / Begleiter:in | Hört mit offenem Herzen, stellt nur inquiry-typische Fragen (s. unten). |
C = Beobachter:in | Achtsame Präsenz – beobachtet Körperhaltung, Mimik, Tempo – gibt später Feedback. |
💬 Inquiry-Fragen für B (Begleiter:in):
„Was spürst du gerade – körperlich?“
„Gibt es einen Ort in dir, der etwas weiß oder zeigen möchte?“
„Was wäre eine Geste für das, was du spürst?“
„Wenn du deinem Gefühl eine Farbe / ein Wort / ein Geräusch geben würdest – was wäre das?“
Wichtig: Kein Kommentar. Keine Interpretation. Nur Raum halten.
🔄 Abschlussrunde im Plenum:
– Wie war es, einfach nur zu spüren und benennen zu dürfen?– Was war herausfordernd – in der Rolle der Begleiter:in?– Was hat sich durch das achtsame Dasein verändert?