🎭 Rollenspiel: Zwischen Mitgefühl und Erschöpfung
- Thomas Laggner
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Thema: Empathiemüdigkeit & Selbstmitgefühl in der Beratung

🎯 Ziel des Rollenspiels
Erkennen eigener Anzeichen von Überidentifikation / emotionaler Erschöpfung
Einüben von Selbstmitgefühl in belastenden Gesprächsmomenten
Reflexion und sprachlicher Ausdruck innerer Grenzen
Entwicklung eines achtsamen, mitfühlenden Umgangs mit sich selbst im Beratungsprozess
🧩 Szenario – „Ich kann nicht mehr helfen…“
🎭 Rollen:
Berater:in – hat seit Wochen Gespräche mit Klient:innen in Krisen; fühlt sich ausgelaugt, hilflos, innerlich leer.
Klient:in – kommt mit wiederkehrender Problemschilderung (z. B. Konflikte mit dem Partner, Schuldgefühle, depressive Verstimmung); zeigt keine Entwicklung, erwartet aber weiterhin viel emotionale Zuwendung.
📜 Ablauf des Rollenspiels (20–30 Minuten)
🕒 Phase 1 – Gesprächssituation (ca. 10 Minuten)
Die „Berater:in“ hört zu, bemüht sich zu helfen – aber fühlt sich zunehmend überfordert.
Die „Klient:in“ zeigt emotionale Bedürftigkeit, wenig Selbstverantwortung, vielleicht auch Projektion („Sie verstehen mich nicht!“).
Hinweis an Rollenspielende:
Die Berater:in darf innerlich oder körperlich Anzeichen von Empathiemüdigkeit zeigen: Spannung, Unruhe, Reizbarkeit, Rückzug, Weinen, innere Leere…
🕒 Phase 2 – Unterbrechung & Selbstmitgefühl (ca. 10 Minuten)
Rollenspiel wird bewusst unterbrochen durch den/die Seminarleiter:in.
Die Berater:in erhält die Aufgabe: Führe innerlich oder laut eine Selbstmitgefühlspause durch.
💬 Beispiel:
„Das ist gerade herausfordernd.“„Ich bin nicht allein mit diesem Gefühl.“„Ich darf jetzt gut mit mir sein.“
🧘♀️ Optional: Kurze Atemübung „Ein für mich – aus für dich“
🕒 Phase 3 – Gesprächsweiterführung (5–10 Minuten)
Die Berater:in setzt das Gespräch fort – mit neuem Fokus auf Selbstabgrenzung, Präsenz und Achtsamkeit.
Übung: eine mitfühlende, aber klare Grenze setzen
„Ich spüre, dass es für mich gerade wichtig ist, innerlich stabil zu bleiben.“ „Ich bleibe bei dir – und gleichzeitig darf ich auch für mich sorgen.“
🔍 Reflexionsfragen für die Gruppe (im Anschluss):
Für die Berater:in:
Wie hast du die Überforderung gespürt?
Was hat dir geholfen, wieder in Kontakt mit dir zu kommen?
Was hat sich durch das Selbstmitgefühl verändert?
Für die Klient:in:
Wie hast du das Verhalten der Berater:in wahrgenommen?
Was hat sich verändert, als sie/er die Selbstfürsorge eingebracht hat?
Für die Beobachtenden:
Welche Signale für Empathiemüdigkeit konntest du wahrnehmen?
Wie hat sich die Qualität der Beziehung nach der Selbstmitgefühlspause verändert?
💡 Variationen / Erweiterungen:
Rollentausch für Selbsterfahrung
Feedbackrunde mit Körperhaltung, Stimme, Tempo
Verbindung zur Theorie: Backdraft, Resonanz, Selbstabgrenzung