🧠 Das Drei-Kreise-Modell – Emotionale Regulation verstehen und gestalten
- Thomas Laggner
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Was ist das Drei-Kreise-Modell?
Das Drei-Kreise-Modell wurde von Paul Gilbert im Rahmen der Compassion Focused Therapy (CFT) entwickelt. Es beschreibt drei grundlegende emotionale Regulationssysteme, die unser Erleben, Verhalten und unsere Stressverarbeitung prägen. Ziel ist es, die inneren Dynamiken zu erkennen, zu balancieren und gezielt das Mitgefühlssystem (Soothing-System) zu stärken.

🔴 1. Drive-System (Antriebs- & Belohnungssystem)
Zweck: Sichert unser Überleben durch Motivation, Zielstrebigkeit und Erfolgserleben.
Typische Gefühle: Begeisterung, Stolz, Vorfreude, EuphorieNeurobiologie: Dopamin-basiertBeispiele: "Ich will dieses Projekt abschließen!", "Ich freue mich auf den Urlaub."
✅ Nützlich für Zielverfolgung und Leistungsfreude – kann jedoch in Ruhelosigkeit oder Selbstwertabhängigkeit kippen.
🟡 2. Threat-System (Bedrohungssystem)
Zweck: Reagiert auf Gefahren und schützt uns durch Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen.
Typische Gefühle: Angst, Wut, Scham, FrustrationNeurobiologie: Kortisol, AdrenalinBeispiele: "Ich mache alles falsch.", "Was, wenn ich versage?"
⚠️ Wird häufig chronisch aktiviert durch Selbstkritik, Leistungsdruck oder belastende Beziehungserfahrungen.
🔵 3. Soothing-System (Beruhigungssystem / Bindungssystem)
Zweck: Fördert Sicherheit, innere Ruhe, Verbundenheit – reguliert die anderen Systeme.
Typische Gefühle: Geborgenheit, Mitgefühl, Dankbarkeit, ZufriedenheitNeurobiologie: Oxytocin, EndorphineBeispiele: "Ich darf mich ausruhen.", "Ich bin gut genug, wie ich bin."
💡 Wird durch Selbstmitgefühl, achtsame Beziehungen und regulierende Körperpraktiken aktiviert.
🎯 Warum ist das Modell so hilfreich?
Es hilft Klient:innen, ihre Reaktionen einzuordnen, ohne zu werten.
Es zeigt, dass Stress, Überforderung oder Selbstkritik normale neurobiologische Muster sind – keine persönlichen „Fehler“.
Es bietet konkrete Ansätze, um Mitgefühl als Regulationstool zu kultivieren.
💬 Anwendung in der Beratung
Reflexion: Welches System ist gerade aktiv?
Psychoedukation: „Ihr innerer Kritiker ist Teil des Threat-Systems – was würde das Soothing-System sagen?“
Übungen: Atemanker, Selbstmitgefühlspause, Körperkontakt (Hand auf Herz), Imaginationsreisen, etc.
Ziel: Nicht ein System abschaffen – sondern alle drei anerkennen und ausbalancieren.
📝 Merksatz für deine Teilnehmer:innen:
„Drive treibt, Threat warnt – und Soothing verbindet.“