LRS verstehen, ohne sich klein zu fühlen
- Thomas Laggner

- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Du bist nicht „gestört“. Dein Gehirn arbeitet anders – und das hat Stärken.
Viele Jugendliche mit der Diagnose LRS (Lese- und Rechtschreibstörung, ICD-11 F81.0) erleben zuerst nur: „Etwas stimmt mit mir nicht.“ „Die anderen können das, warum ich nicht?“ „Man hält mich für dumm.“
Wir schauen auf das, was wirklich stimmt. Wir holen die Würde zurück.
1. LRS sagt nichts über deine Intelligenz aus
Gar nichts.LRS bedeutet nicht dumm.Nicht unfähig.Nicht weniger wert.
Es bedeutet: Dein Gehirn verarbeitet Sprache anders. Mehr nicht.
2. Du hast Stärken, die man im Unterricht oft übersieht
Viele Jugendliche mit LRS sind besonders gut in:
• Dinge bildlich vorstellen
• Technik, Handwerk, Design
• Musik, Sport, Kunst
• Probleme lösen
• Ideen finden
• Menschen spüren
• Zusammenhänge erkennen
• Gespräche führen
Das alles ist Intelligenz. Nur eben nicht die Art, die Schulbücher prüfen.

3. Stigmatisierung entsteht durch Unwissen – nicht durch dich
Wenn jemand komisch reagiert, sagt das etwas über dessen Wissen – nicht über deinen Wert.Viele, die dich wirklich kennen, werden erleichtert sein, wenn du sagst:
„Ich lese anders. Ich brauche manchmal länger. Sonst passt alles.“
Klarheit baut Respekt auf.
4. Dein Gehirn hat ein anderes Betriebssystem
So kannst du es dir vorstellen:
Manche laufen auf „Text-Modus“.Du läufst auf „Bild-und-Ideen-Modus“.
Beide Systeme funktionieren.Deins ist oft kreativer und schneller im Denken – aber langsamer beim Lesen.
5. Viele erfolgreiche Menschen hatten oder haben LRS
• Richard Branson (Virgin)
• Steven Spielberg
• Whoopi Goldberg
• Tom Cruise• Agatha Christie
• Steve Jobs (atypische Lernbiografie)
• Muhammad Ali
• Ingvar Kamprad (IKEA)
Sie alle hatten Mühe mit Schrift – und wurden trotzdem groß.
6. Es ist normal, Angst vor Stigmatisierung zu haben
Diese Angst entsteht, wenn du dich ständig mit anderen vergleichen musst.Wenn du immer zeigen sollst, was „nicht gut genug“ ist.
Wir drehen das um.
Du darfst sagen:
„Ich lerne anders. Ich kann vieles, was andere nicht können.“
Das ist Stärke. Das ist Identität. Das ist Entwicklung.
7. Was dir im Alltag hilft
• Texte hören statt lesen
• Tools für Rechtschreibung nutzen
• Lernpausen anders setzen
• Wichtiges markieren statt alles lesen
• Aufgaben erklären lassen
• Mündlich zeigen, was du kannst
• Mit Lehrer:innen oder Ausbildner:innen klar reden
Nicht jammern. Nicht verstecken. Einfach klar sein.
8. Was du dir unbedingt merken sollst
Mit LRS bist du vollwertig.Mit LRS bist du normal.Mit LRS bist du jemand mit Fähigkeiten, die andere oft übersehen.
Du musst dich nicht anpassen, um „richtig“ zu sein. Du darfst deinen eigenen Weg gehen.


