top of page

EFT–Rogers-Hybridmodell

Ein integratives Modell für Paartherapie, Beratung & Persönlichkeitsentwicklung**

Das EFT–Rogers-Hybridmodell verbindet zwei große therapeutische Traditionen:

EFT (Sue Johnson):– Bindungstheorie– Emotionsprozesstheorie– dyadische Re-Regulation– Mustertransformation


Rogers (Personzentrierte Theorie):– Aktualisierungstendenz– Empathie, Kongruenz, bedingungsfreie Wertschätzung– innere Bezugsrahmen– Symbolisierungstheorie– Begegnungsprozess


Das Hybridmodell integriert beide Ansätze zu einem gemeinsamen Entwicklungsprozess, der die Selbstaktualisierung beider Partner ermöglicht und gleichzeitig den dyadischen Bindungskreislauf neu strukturiert.


1. Die Grundhaltung – Rogers als therapeutische Basis, EFT als Landkarte

Das Hybridmodell beginnt nicht mit Technik, sondern mit Haltung.Im Zentrum steht die rogerianische Überzeugung, dass jede Person – und jedes Paar als Beziehungssystem – eine innewohnende Tendenz zur Selbstorganisation und Heilung besitzt.

Die EFT bietet dafür eine klare Landkarte: Trigger → Reaktion → primäre Emotion → Bindungsbedürfnis → neues Erleben.

Rogers bietet den therapeutischen Boden, auf dem diese Prozesse sicher entstehen können:Empathie, Kongruenz, Wertschätzung.

Hybridformel 1: EFT zeigt das Muster. Rogers ermöglicht die Begegnung.


2. Der innere Bezugsrahmen – Rogers' Kernkonzept als Fundament der Emotionsarbeit

In der EFT werden Emotionen rekonstruiert, vertieft und reorganisiert.Im Rogers-Hybrid fügen wir hinzu:

Jeder Mensch erlebt seine Emotionen innerhalb eines subjektiven Bezugsrahmens, der nur dann erweiterbar wird, wenn er vollständig verstanden und akzeptiert wird.

Daher wird im Hybridmodell der erste Schritt immer:

👉 Den subjektiven Bezugsrahmen des Partners erfassen – nicht das Verhalten, sondern die innere Logik.

Der Therapeut lädt beide ein, ihre innere Landschaft sichtbar zu machen, bevor er die dyadische Dynamik bearbeitet.

Hybridformel 2: Tiefe Emotionsarbeit wird erst möglich, wenn der innere Bezugsrahmen empathisch gehalten wird.


3. Vom Muster zum Selbst – das rogerianische Ergänzungsprinzip

EFT arbeitet zyklisch:Pursuer → Withdrawer → Eskalation.

Rogers erweitert diesen Zyklus um:

👉 das Selbstkonzept

👉 die Inkongruenz

👉 die organismische Erfahrung


Dadurch wird die Dynamik nicht nur als Beziehungstanz verstanden, sondern als Ausdruck zweier innerer Konflikte:

– Der Pursuer lebt in der Inkongruenz zwischen Sehnsucht und Angst.– Der Withdrawer lebt in der Inkongruenz zwischen Überforderung und Scham.

Das Hybridmodell macht diese inneren Kämpfe nicht nur sichtbar, sondern therapeutisch bearbeitbar.


Hybridformel 3:Wer das Muster verstehen will, muss die Selbstlogik beider Partner verstehen.


4. Die Hybrid-Schritte – ein 7-stufiges Prozessmodell

Schritt 1: Beziehungs-Sicherheit schaffen (Rogers)

Empathie.Ruhe.Weite.Der Raum öffnet sich.Es entsteht ein Kontaktfeld ohne Bewertung und ohne Drängen.

Schritt 2: Das Muster gemeinsam sichtbar machen (EFT)

Der Pursuer sieht seine Bewegung.Der Withdrawer sieht seine Bewegung.Das Paar erkennt den Kreislauf und erlebt zum ersten Mal Distanz dazu.

Schritt 3: Primäre Emotionen explorieren (EFT)

Die darunterliegenden Gefühle werden erlebbar:– Angst– Bedürftigkeit– Scham– Überwältigung

Schritt 4: Den inneren Bezugsrahmen symbolisieren (Rogers)

Jetzt werden diese Emotionen in Worte gefasst.Der Partner hört nicht nur Worte, sondern Erleben in Sprache.„Wenn ich dich verliere, verliere ich den Boden.“„Wenn du laut wirst, verliere ich mich selbst.“

Schritt 5: Die Inkongruenz des Selbst identifizieren (Rogers)

Der Pursuer erkennt:„Ich drücke, obwohl ich eigentlich Angst habe.“Der Withdrawer erkennt:„Ich ziehe mich zurück, obwohl ich eigentlich Nähe möchte.“

Schritt 6: Der neue Zyklus – organisierte emotionale Begegnung (EFT)

Nun können neue Interaktionen entstehen:Nähe ohne Überflutung.Distanz ohne Abbruch.

Schritt 7: Die Beziehung als Ort der Selbstaktualisierung (Rogers)

Die Partner erleben sich gegenseitig nicht mehr als Trigger, sondern als Ressource:„Ich darf mich zeigen.“„Ich darf bleiben.“„Ich darf fühlen.“


5. Die Rolle des Therapeuten – der „Doppelraum-Halter“

Im Hybridmodell ist der Therapeut mehr als ein Moderator.Er hält gleichzeitig zwei Räume:

A) Den rogerianischen Raum

– offen– wertschätzend– resonant– nicht-direktiv– prozesssensibel

B) Den EFT-Raum

– strukturiert– emotionsfokussiert– dyadisch– bindungsbasiert– transformativ

Diese Doppelrolle ermöglicht, dass sich die emotionale Tiefe der EFT entfalten kann, ohne dass der Prozess zu schnell oder invasiv wird – ein Risiko, das EFT ohne personzentrierte Haltung manchmal mitbringt.

Hybridformel 4:Der Therapeut schafft Sicherheit mit Rogers und Veränderung mit EFT.


6. Das Hybrid-Modell in der Pursuer–Withdrawer-Dynamik

Pursuer – Hybridfokus

– Empathische Anerkennung der Verletzlichkeit– Symbolisierung von Angst statt Protest– Neuordnung des Selbstkonzepts („Ich bin nicht zu viel – ich habe Angst.“)

Withdrawer – Hybridfokus

– Empathische Anerkennung der Überforderung– Symbolisierung der Scham statt Shutdown– Neuordnung des Selbstkonzepts („Ich bin nicht kalt – ich schütze mich.“)

Hybridziel:Beide erleben erstmals ihre eigenen und des anderen Beweggründe als sinnvoll.


7. Die Essenz des Modells

Das EFT–Rogers-Hybridmodell ist ein Weg, Beziehung als Ort der Heilung zu erleben, nicht als Ort des Kampfes.

Rogers gibt der EFT Tiefe.EFT gibt Rogers Struktur.

Gemeinsam entsteht ein therapeutischer Raum, in dem Paare nicht mehr auf ihre Muster reduziert werden, sondern ihre Muster als Ausdruck einer tieferen Sehnsucht nach Verbindung verstehen können.

Am Ende steht keine Technik, sondern eine Erfahrung:

„Ich werde gesehen.Ich werde verstanden.Ich darf mich verändern.“

bottom of page